Geschichte der Deutschsprachigen Regionalschule Freiburg

Die Geschichte der Deutschsprachigen Regionalschule Freiburg im Überblick

1. Die Gründung der Schule

Die Freie öffentliche Schule Freiburg wurde im Jahre 1836 als reformierte Privatschule gegründet. Ihre Entstehung hängt eng mit derjenigen der Reformierten Kirchgemeinde der Stadt Freiburg zusammen: die Gründer der Kirchgemeinde standen auch an der Wiege der Schule. Die ältesten Dokumente belegen, dass die Schaffung einer "deutsch-reformierten Schule" vorrangig war. Tatsächlich beschloss die Versammlung der reformierten Hausväter vom 6. Januar 1835, die erste offizielle Zusammenkunft der Protestanten von Freiburg und Umgebung, sich zu einer "reformierten Schulgemeinde Freiburg" zu konstituieren. Das finanzielle Engagement, das die 56 Unterzeichner der Verpflichtungsliste vom 1. Februar des gleichen Jahres eingingen, galt ebenfalls der "Errichtung einer deutschen reformierten Schule in der Stadt Freyburg". Erst hinterher beschloss die an der Hausväter-Versammlung gewählte provisorische Kommission, zuerst die Kirchgemeinde zu schaffen. Wahrscheinlich folgte man damit einem Ratschlag von aussen, die genannte Verpflichtungsliste spricht vom "allgemeinen Wunsch aller im Kanton sich befindenden Reformierten".
Mit seinem Schreiben vom 26. Oktober 1835 erteilte der Staatsrat den Reformierten Freiburgs die Bewilligung zur Errichtung einer eigenen Schule, mit der Auflage, dass diese Schule unter die Aufsicht des kantonalen Erziehungsrates zu stellen sei. Dieses Organ begutachtete sowohl die Lehrerwahlen, wie es auch die Schulführung überprüfte.
Der erste Unterricht wurde sodann mit Winterbeginn 1836 erteilt, und zwar im Saal der Wirtschaft "Zu den 3 Königen" am Stalden. Pfarrer Le Grand, von der Bedeutung der Schule von Anfang an überzeugt, amtete als erster Lehrer. Seine Klasse zählte 45 Schüler, wovon 8 bis 10 französischer Muttersprache waren.
Le Grand entwarf auch das erste Schulreglement, das am 15. Januar 1837 von der Kommission genehmigt wurde und anschließend allen protestantischen Familienvätern zugestellt werden sollte.
Am 20. Januar 1837 wurde der Gemeindepfarrer in der Schulstube abgelöst, und der erste vollamtliche Lehrer, Johann Jakob aus Lauperswil, trat seine Stelle an. Seine Aufgabe war nicht leicht; die Absenzen waren häufig, viele Eltern waren nur mit grösster Mühe dazuzubringen, ihre Kinder regelmässig zur Schule zu schicken. Die Mitarbeit im elterlichen Betrieb schien vielen wichtiger, so dass der Lehrer während des Sommers auch am Sonntag Unterricht erteilte, um nachzuholen, was vor allem die älteren Schüler während der Woche verpasst hatten.Den französischsprachigen Kindern erteilte Pfarrer Le Grand weiterhin einige Stunden wöchentlich Unterricht in ihrer Muttersprache. Für die Mädchen standen ausserdem Stricken und Nähen auf dem Stundenplan, die Frau des Pfarrers war für diese "weiblichen Arbeiten" zuständig.
Die Schule genoss sogleich das Wohlwollen der kantonalen und städtischen Behörden, was es ihr erlaubte, sich ungehindert und relativ frei zu entwickeln.

 

2. Markante Daten in der Entwicklung der Schule

1837 Bezug der Räumlichkeiten in dem von der reformierten Gemeinde erworbenen Gebäude an der Murtengasse.

1894 100 Kinder besuchen die Schule, eine zweite Lehrkraft wird eingestellt. Der Protestantisch-kirchliche Hilfsverein des Kantons Bern beginnt die Schule finanziell zu unterstützen und garantiert so ihren Bestand.

1861 Eine dritte - französische - Klasse wird eröffnet.1864 wird noch eine zweite französischsprechende Lehrkraft angestellt, doch bereits ein Jahr später wird das Experiment mit französisch geführten Klassen abgebrochen; bis 1884 wird in jeweils 4 Klassen unterrichtet.

1862  Eröffnung der reformierten Schule Ferpicioz.

1870  Die reformierte Schule wird staatlich anerkannt und wird zur «Freien öffentlichen Schule».

1882  Einführung der Fünftagewoche mit schulfreiem Samstag

1884  Eröffnung einer fünften Klasse. Das neue kantonale Schulgesetz regelt die Beitragsleistungen an die Freien öffentlichen Schulen.

1887  Erstmals über 300 Schülerinnen und Schüler, eine sechste Lehrkraft wird angestellt, bereits 1896 wird eine siebte Klasse eröffnet.

1906  Das neue Schulhaus im Gambach wird eingeweiht und bezogen. 8 Lehrkräfte unterrichten in 8 Klassen 393 Schülerinnen und Schüler

1909  Eröffnung der reformierten Schule Corjolens.

1911  Erstmalige Durchführung einer Ferienkolonie in Rechthalten. Ferienlager, Wander- und Sportwochen erhalten nach und nach einen festen Platz im schulischen Leben.

1914  Der Erste Weltkrieg und die damit verbundene Mobilmachung bringen einige Umtriebe: Militär wird zeitweise im Schulhaus einquartiert, im Winter 1917 mussten «Kohleferien» gewährt werden, 1918 hatte die Grippewelle eine zeitweilige Schliessung der Schule zur Folge.

1915  Mit 420 erreicht die Schülerzahl einen Höchststand. Ab 1916 ergibt sich eine stetig abnehmende Tendenz, die erst ab 1931 durch wieder zunehmende Schülerzahlen abgelöst wird.

1936  An den oberen Klassen wird fortan nach einem Sekundarschulprogramm unterrichtet.

1939  Am 4. Juni wird die «Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler der reformierten Schule Freiburg» gegründet.

1951  Tiefgreifende Umstrukturierung der Schule: die Sekundarschule wird gegründet und gleichzeitig eine französische Klasse eröffnet

1959  Der Neubau an der Rue des Ecoles wird eingeweiht; er umfasst eine Turnhalle, mehrere Klassenzimmer, ein Arztzimmer sowie eine Abwartswohnung.

1960  Die Sekundarabteilung wird neu in 4 Klassen geführt, die französische Abteilung erhält eine zweite Klasse.

1962  Eine Hilfsklasse (heute Kleinklasse genannt) wird eröffnet.

1970  Die Schule in Ferpicioz wird aufgehoben, die Schüler dieses Kreises besuchen fortan die Schule in Freiburg.Die Schule erhält einen eigenen schulpsychologischen Dienst und einen Schulzahnpflegedienst.

1972  Erstmalige Durchführung einer Landschulwoche. Neues «Gesetz über das Statut der freien öffentlichen Schulen». Abschaffung der bei der reformierten Bevölkerung erhobenen Sondersteuer. Uebernahme der Schulkosten durch Staat und Gemeinden, paritätische Schulkommission aus Vertretern der Schule und der Gemeinden des Schulkreises.

1973  Die Freie öffentliche Schule Corjolens wird aufgehoben; die Kinder werden in die Klassen der FOS Freiburg integriert.

1974  Die erste Etappe des Neubaus an der Avenue Moleson wird durch die Sekundarklassen bezogen; nebst mehreren Schulzimmern stehen auch verschiedene Spezialräume und eine Schwimmhalle zur Verfügung. Neue Statuten: Die Freie öffentliche Schule steht auch nicht-reformierten Kindern offen.

1975  Die zweite Etappe des Komplexes an der Avenue du Moléson wird bezogen. Die Schülerzahl erreicht den Höchststand von 561.

1978  Einführung der Orientierungsschule mit Realklasse und allgemeiner Sekundarklasse, an welchen auch das Programm eines Progymnasiums vermittelt wird.

1986  Die Freie öffentliche Schule bietet das Bild einer modernen, zeitgemäss eingerichteten und ausgerüsteten Schule. Sie umfasst eine Primarabteilung mit 9 deutsch- und 3 französischsprachigen Klassen (233 Schüler) und eine Orientierungsstufe (6. bis 9. Schuljahr) mit 194 Schülern in 10 Klassen. 24 vollamtliche und zahlreiche teilzeitlich beschäftigte Lehrkräfte unterrichten an der Schule.

1991  Der Staatsrat verfügt eine Änderung der Statuten und schränkt die Möglichkeit, nicht-reformierte Kinder an der Schule aufzunehmen, massiv ein. Die Schule und zahlreiche Eltern reichen gegen diesen Entscheid eine Beschwerde beim Bundesgericht ein.

1995  Zwei Grossräte fordern mit einer Motion im Kantonsparlament die Aufhebung der freien öffenlichen Schulen. In der Folge setzt sich die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Freiburg entschlossen für deren Weiterbestand ein. Pro-Fos, der Verein zur Unterstützung der Freien Öffentlichen Schule Feiburg, wird gegründet.

1997  Eine von der Erziehungsdirektion eingesetzte Arbeitsgruppe schlägt eine Restrukturierung der Schule vor: Privatisierung der französichsprachigen Primarschule, Umbau der deutschsprachigen Primarabteilung zur Regional- und Quartierschule, Zusammenlegung der Orientierungsschule mit derjenigen der Stadt Freiburg. Die Vorschläge stossen auf Kritik.

1999  Das Bundesgericht unterstützt den Rekurs von 1991: Eine öffentliche Schule darf den Zugang nicht durch Aufnahmekriterien konfessioneller Natur einschränken. Der Gemeinderat der Stadt Freiburg will mit dem Austritt der Kantonshauptstadt aus dem Schulkreis die Schliessung der Schule provozieren; eine breite Welle der Sympathie zugunsten der Schule minifestiert sich. Der Generalrat hebt den Beschluss der Exekutive auf.

2000  Neue Vorschläge zur Umstrukturierung werden in diversen Arbeitsgruppen ausgearbeitet und beraten. Ein Bericht wird verfasst.

2001 Mit Beginn des neuen Schuljahres wird die neue Struktur der FOSF umgesetzt:

  • Die deutsprachige Primarabteilung ist die Regionalschule für die Gemeinden der Agglomeration Freiburg
  • Die französischsprachige Primarabteilung wird schrittweise privatisiert
  • Die Orientierungsschule wird mit derjenigen der Stadt Freiburg zusammengelegt; auf diese Weise entsteht die DOSF (Deutschsprachige Orientierungsschule Freiburg).

 

Bernhard Flühmann
 
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